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Grundsätzliches zur Zucht und Haltung von Psittaciden für den PrivathalterForenbeitrag von VolkerM 21-06-2004 Wenn wir davon ausgehen, dass (unabhängig davon, ob wir dies befürworten, kritisch hinterfragen, oder grundsätzlich ablehnen) die Zucht und Haltung von Psittaciden für den "Privatgebrauch" mittel- bis langfristig Bestand haben wird, und wir sowohl den Erfordernissen einer artgerechten Zucht und Haltung, den Erfordernissen des Artenschutzes und gleichzeitig auch den "Bedürfnissen" der Halter/innen hinsichtlich der Möglichkeit eines halbwegs unproblematischen "Umganges" mit den Vögeln gerecht werden wollen, kommen wir an folgenden Feststellungen nicht vorbei:
Hier ein (stark eingekürzter) kleiner Rück- bzw. Überblick wg. Entwicklung der "Handaufzucht" während der letzten 20 Jahre anhand von Zitaten: 1980: Curt af Enehjehm (zu dieser Zeit Direktor des Zoolog. Gartens von Helsinki): "Im allgemeinen werden Papageien viel weniger als Sittiche gezüchtet - sowohl arten- als
auch zahlenmäßig. Regelmäßig werden eigentlich nur Unzertrennliche und
Sperlingspapageien gezüchtet - andere Arten dagegen nur gelegentlich. Die Gründe hierfür
sind recht naheliegend, denn von den größeren Arten werden ja die meisten als "zahme"
Familienvögel gehalten - also von Besitzern, die oft nicht passionierte Vogelliebhaber sind
und überhaupt nicht an Zucht denken. Außerdem wollen viele Besitzer erklärter Weise ihre
zahmen Vögel nicht zur Zucht abgeben - in der nicht ganz fehlerhaften Annahme, dass sie
dadurch vielleicht "schüchtern" werden. Solche zahmen Vögel sind meistens auch nicht recht
für Zucht geeignet, da sie oft auf Menschen geprägt sind und sich nicht für Artgenossen
interessieren." 1990: -Europa- Werner Lantermann (Fachautor, IPF): "Die Mehrzahl der Großpapageienzüchter entstammt dem "Lager" der (ehemaligen)
Agaporniden- und Sittichzüchter, die nun zunehmend ihren Altbestand dezimieren und ihre
Volieren Stück für Stück mit Großpapageien besetzen. Als Grund für diese Umstellung ist (...)
anzusehen, dass im Augenblick kein Markt, keine Absatzmöglichkeit für die seit Jahren leicht
und zum Teil produktiv züchtbaren Sittiche und Kleinpapageien besteht. Neben der Tatsache,
dass alle interessierten Liebhaber inzwischen mit solchen Arten "versorgt" sind und die
Nachfrage somit nachlässt, spielt besonders der finanzielle Aspekt eine wichtige Rolle. So
lässt sich mit den meisten züchtbaren Arten - dazu gehören besonders die sogenannten
australischen Großsittiche, die Agaporniden und Sperlingspapageien - kein Gewinn mehr
erzielen (...). Folglich bemühen sich die Züchter darum, exotische attraktive Großpapageien,
für die (...) ein Boom zu verzeichnen ist zur Nachzucht zu bringen und später primär als
potenzielle Stubenvögel zu veräußern." 1990:-USA- AIan Miller (Biologe, Publizist): "Die Fortschritte bei der Handaufzucht von Papageien eröffnen bisher in diesem Umfang nicht vorhandene Möglichkeiten des Bedienens von Nachfrage. Vielfach entstehen Zuchtanlagen, die mit ihren modernen Methoden ein wirtschaftliches Arbeiten erlauben und die gewünschten zahmen Vögel zu produzieren in der Lage sind." - Übersetzg. d. Verf. (Miller, I. (1989): Reproductiv success of hand-reared parrots, Ecol.News, Tampa, Florida, S.24) 2002: Werner Lantermann: "(...) und heute sind handaufgezogene Papageienvögel aus der Angebotspalette des Zoohandels und der professionellen Privatanbieter kaum mehr wegzudenken. (...) wird die Handaufzucht - bei allem damit verbunden Pflegeaufwand zu einem äußerst lukrativen Geschäftszweig im Heimtierhandel." (Lantermann, W. (1998): Verhaltensstörungen bei Papageien: Entstehung - Diagnose - Therapie, Enke Verlag, Stuttgart, S. 95) Zusammenfassend: Die erhöhte Nachfrage privater Haushalte nach Großpapageien hat zunächst in den USA und - zeitversetzt - in den europäischen Ländern zu einer marktwirtschaftlich bedingten Optimierung der Reproduktionsmöglichkeiten geführt. Nicht die Idee der "Arterhaltung durch Zucht" , sondern ökonomische Mechanismen waren Auslöser und Triebfeder dieser Entwicklung. |
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