Antwort auf die Frage: "Ist die (deine) HZ jetzt eigentlich richtig integriert, evtl. sogar verpaart und hatte Nachwuchs?"
Die angesprochene Venezuelaamazone aus Handaufzucht ist eine von zwei in einer Gruppe (Amazonen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und Aufzuchtmethoden) lebenden Handaufzucht-Venezuelas. Beide Handaufzuchtvenezuelas in dieser Gruppe sind noch sehr jung, d.h. (noch) nicht geschlechtsreif. Beide Amazonen sind mittlerweile recht gut integriert. Es finden arttypische Interaktionen mit den anderen Amazonen statt. Gegenseitige Gefiederpflege wird von den beiden HZ untereinander praktiziert. Allerdings ist der Menschenbezug nach wie vor sehr ausgeprägt. Will sagen: Wenn Susanne (der die Betreuung dieser Gruppe obliegt) den Gruppenraum zu Reinigungs- oder sonstigen Arbeiten betritt, sind speziell für die auf dem Foto zu sehende HZ die Artgenossen "Luft". Sie klebt wie eine Klette an Susanne. Dies provoziert dann natürlich auch zuweilen "Irritationen und Unruhe" im Gruppengefüge. Die andere HZ lebte über ein Jahr (also in der für das "Lernen" von Elternvögeln und Artgenossen sehr wichtigen frühen Phase) als Einzelvogel. Trotz ihrer beachtlichen Größe besitzt sie wenig Durchsetzungsvermögen. Sie hat nicht "gelernt" sich auf adäquate Weise zur Wehr zu setzen. Ein Gruppengefüge ist nicht statisch. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.
Auf dem Foto sind 4 der in dieser Gruppe befindlichen Amas (darunter auch die "Klette") zu sehen.
In unserer Obhut befindet sich eine weitere (schon ältere) handaufgezogene Blaustirnamazone. Sie ist mittlerweile zwar mit einer Wildentnahme (ebenfalls älter) fest verpaart, ist und bleibt jedoch auf Grund ihrer angeprägten Menschenfixierung ebenfalls problematisch.
Du fragst weiter: "Ich habe auch schon über HZ gehört, die ihre Gelege vollständig allein aufziehen und sich trotz ihrer Verpaarung noch relativ gut händeln lassen. Sind solche HZ eher die Ausnahme oder könnte es z. B. bei meinen auch mal so werden? "
Hierzu ein deutliches JA. Natürlich gibt es HZ-Vögel, die o.g. Kriterien erfüllen (können). Aber die Gefahr, dass dies nicht der Fall ist, liegt bei HZ-Vögeln (wiederum je nach Art der HZ und je nach Haltungssystem differierend) um einen Faktor X höher als bei Wildentnahmen oder naturorientierten Bruten. Vereinfachend: Handaufgezogene Vögel besitzen eine höhere Disposition zur Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu Verhaltensstörungen.
Es ist für die "normale" Verhaltensentwicklung (mit)entscheidend, wie lange der handaufgezogene Vogel tatsächlich (von Artgenossen) isoliert ist (bleibt) und welchem Haltungssystem er (zu welchem Zeitpunkt) zugeführt wird. Quelle: Franck, Dierck. (1997): Verhaltensbiologie, Verlag Georg Thieme, Stuttgart - New-York, S. 70 ff.
Die "Objektfixierung" sexueller Verhaltensweisen erfolgt zu einer Zeit, in der Sexualverhalten noch nicht oder nur in geringem Maße spielerisch auftritt. Man geht mittlerweile davon aus, dass - in Abwesenheit des Prägungsobjektes - die geprägte Verhaltensweise auch nach Abschluß der sensiblen Phase noch auf andere Objekte gerichtet werden (kann). Die zuerst gemachten Erfahrungen beeinflussen allerdings das künftige Verhalten stärker als spätere Erfahrungen.
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Wir haben sie über 25 Jahren Erfahrungen im Umgang mit Amazonen unterschiedlicher Herkunft und Aufzuchtweise. Verhaltensunterschiede zwischen handaufgezogenen Vögeln und Vögeln aus verantwortlich begleiteter Naturbrut gibt es zweifelsohne. Jedoch NICHT in der Handhabung im Hinblick auf die sog. "Zahmheit" (ich nenne es lieber: VERTRAUTHEIT).
auf den angehängten Fotos seht Ihr NATURBRUTEN (aus eigener Nachzucht) und NATURBRUTEN die von uns übernommen wurden. Der letzte Neuzugang (Jacko) war schon nach etwas mehr als einem Monat so VERTRAUT, dass er auf Zuruf die Hand anfliegt.
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