Berichte

Meine handaufgezogene Amazone im Vergleich zu Naturbruten
von Romano

Mit Cleo habe ich angefangen mit der Haltung von größeren Papageien. Cleo, weiblich , Blaustirnamazone, Naturbrut. Eine Jahr später ist Momo bei uns eingezogen . Männlich, Blaustirnamazone, Naturbrut.

3 Jahre später, wegen „Notfall“ musste ich ein Blaustirnamazonen-Baby von Hand großziehen. Pedra, so habe ich sie getauft.

Obwohl Cleo und Momo schon handzahm waren und sehr gut in die Familie integriert und mit den anderen Mitbewohnern (Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Sittiche) gut sozialisiert, waren viele Verhaltensunterschiede zwischen den Naturbruten Cleo und Momo einerseits, und der Handaufzucht Pedra andererseits zu erkennen.

Während der Entwöhnungsphase habe ich Pedra den anderen Papageien beim Fressen zugucken lassen, damit sie sieht und lernt, wie man richtig Körner aufnimmt. Aber Pedra hat immer lieber gewartet, bis "Papa" (ich) gegessen habe und mir ganz brav zugeschaut, wie man isst! Also hat sie sich mehr am Menschen orientiert als an ihren Artgenossen.

Pedra kannte keine Papageien-Körpersprache, sie konnte nicht mit ihren Artgenossen kommunizieren und hatte nie verstanden, wenn Cleo oder Momo keine Lust auf sie hatten oder wenn die beiden mit ihr spielen wollten.

Pedra war schon 4 Monate alt und gut futterfest. Wir sind ein Wochenende weg gefahren. Pedra war in ihrer Voliere im Vogelzimmer, wo auch die anderen Papageien waren. Sie hat die ganze Zeit, die wir weg waren, kein Futter angerührt und hat nur gewartet, dass wir zurück kommen. Ich glaube auch, dass ihr die beiden Tage wirklich auf die Psyche geschlagen sind, weil sie seelisch krank wurde und abgemagert ist. Bei mehreren Kontrollen wurde nichts festgestellt , außer dass sie Untergewicht hatte. Erst nach gut 2 Wochen mit mir zusammen hat sie wieder an Gewicht zugenommen und wurde ruhiger und sicherer, wenn ich für kurze Zeit wegging.

Mit Cleo hingegen gab es in ihrer Anfangszeit als Einzelvogel keine großen Probleme. Sie hat manchmal gerufen, aber immer regelmäßig gefressen und sich alleine beschäftigt (mit Spielzeug, Zweigen, usw.).

Mir ist außerdem sehr stark aufgefallen, dass handaufgezogene Papageien ihre natürliche Vorsicht verloren haben.

Eine Naturbrut wird vorsichtig sein, wenn sich z.B. eine Katze oder ein Hund nähert, eine HA wird spielen wollen, oder möchte sogar eine Runde auf Hund oder Katze reiten. Genau so respektlos und ohne Angst gehen HA´s mit Menschen um.

Mit meinen Papageien habe ich die Erfahrung gemacht, dass es bei einzeln gehaltenen Vögeln mit der Vergesellschaftung schneller und unkomplizierter klappt, wenn es eine NB ist. Die HA`s brauchen sehr viel mehr Zeit, um sich an einen Partnervogel zu gewöhnen, speziell wenn sie ohne Geschwister aufgezogen wurden. Durch den ständigen Kontakt mit dem Menschen konnten sie nicht die Körpersprache und das Ausdrucksverhalten ihrer Artgenossen lernen.

Meine persönliche Meinung ist, dass kein Mensch die Vogeleltern ersetzen kann. Wir vermenschlichen die Küken und provozieren Verhaltensstörungen, die ein Vogel ein Leben lang an sich tragen wird.

Gerade diese HA Papageien werden oft „Wander-Tiere“, weil die Menschen nicht mehr mit ihnen klar kommen, wenn so ein Tier geschlechtsreif wird und sich zum „Rupfer“ oder „Schreier“ entwickelt.

Ich denke, nur für Notfälle oder bei vom Aussterben bedrohten Arten sollte man auf die HA zurückgreifen.

Leider es gibt Menschen, die wollen sofort ein zahmes Tier zum Schmusen haben und vergessen oft - oder wissen vielleicht nicht - wie viele junge Papageien schon gestorben sind aufgrund von Fehlern bei der HA, und wie viele Probleme erst nach einigen Jahren zum Vorschein kommen.

Auch NB werden mit viel Liebe und Geduld sehr zahm, bleiben aber trotzdem „richtige“ Papageien und schenken dem Menschen wundeschöne Momente des Beobachtens ihrer natürlichen Verhaltensweisen untereinander.

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